Die 1-sten Intern. Norddeutschen Eisschwimmmeisterschaften im Silbersee Langenhagen, 08./09.12.2018
- thorsten-ullrich
- 10. Dez. 2018
- 5 Min. Lesezeit
Boah, ich bin immer noch geflasht von der gestrigen Schwimmveranstaltung, die für mich, wie auch für den Veranstalter, die erste Eisschwimmveranstaltung in meiner Sportkarriere war.
Doch erst einmal der Reihe nach.
Das Ganze ging mit meiner Anmeldung über zwei Distanzen für den 09.12.2018 los. Da ich mich erst ab dieser Wintersaison 2018/2019 als Eisschwimmer betrachte und mir nicht sicher war, „das“ zu schaffen, fragte ich mich, ob ich nur 50 m Brust und/oder 200 m Freistil im Silbersee schwimmen soll?!
Ich beschloss, nur an dem Sonntag der zweitägigen Veranstaltung zu schwimmen. Nach einigem hin und her und nach kurzer „Beratung“ mit Marcus Reinecke (Veranstalter) beschloss ich die 200 m Kraul und die 500 m Kraul zu schwimmen. Die 500 m betrachte ich nun als die „Qualifikation“ für die 1000 m in Veitsbronn im Januar 2019 (hier muss ich mit den dortigen Veranstaltern noch ein Wörtchen reden, lol).
Mit meiner „sportlichen Beraterin“ und Lady-Freundin Sandra machte ich mich früh morgens um 06:20 h auf den Weg nach Hannover/Langenhagen um rechtzeitig ggn. 08:30 h zur Registrierung für den Raceday da zu sein.
Natürlich regnete es, und sollte auch bis zum Beginn der ersten Schwimmwettkämpfe ggn. 10:00 h so bleiben. Mir persönlich machte das nichts aus. Seit einigen Wettkämpfen in England war ich Regen-und-Sturmwetter-Resistent. Außerdem kann man von einem norddeutschen Winter sowieso nix anderes erwarten.
Diese Relaxtheit und Entspanntheit war bei allen Teilnehmern, Helfern und Organisatoren der Norddeutschen Eisschwimmmeisterschaften zu sehen und zu spüren (der Einfachheit halber werden hier Alle in der dritten Person beschrieben). Genau das ist es was diesen Schwimmsport auszeichnet. Alle begegnen sich auf Augenhöhe. Niemand fühlt sich erhaben oder eingeschüchtert, und jeder weiß was ihm bevor steht und was er machen muss. Anders als im Hallen- bzw. Wettkampfschwimmsport, wo alle Teilnehmer und vor allem Betreuer vor lauter Stress und Ahnungslosigkeit wie nervöse Rennpferde auskeilen. Auch im Triathlon war und ist es heute so. Da zählen Equipment, Bekleidung und Trainingslager-Gebattle mehr als das Eigentliche.
Persönlich kannte ich niemanden. Über Facebook und via Emailkontakt „kannte“ ich zwar viele der Anwesenden, doch das hatte sich am Ende der Veranstaltung geändert. Jetzt haben „wir Alle“ uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten und wir haben uns kennengelernt –so wie früher, als es noch kein Socialmedia gab.
Diverse gemeinsame potenzielle Projekte und/oder gemeinsame Trainingstage sind in der Pipeline!?
Marcus und sein Sidekick der Veranstaltung Florian erklärten den Tagesablauf. Dass kurzfristig Wettkampfläufe geändert oder zusammengelegt wurden, interessierte letztendlich nur das Protokoll.
Des Weiteren juckte es niemanden, dass die orangene Boje vom Wind abgetrieben wurde (Kontergewichte werden für die Zukunft verstärkt), denn alle mussten ja die gleiche Strecke schwimmen. So what?! Die fahnenflüchtige Boje wurde vom DLRG-Boot in die richtige Position bugsiert.
Bis zum Durchgang des ersten Wettkampfs herrschte eine Ruhe wie in einem Reisebus der grade losfuhr. Dankenswerterweise konnten sich Alle in den Sozialräumen der dortigen DLRG-Wache aufhalten. Diese waren modern, großzügig und funktionell gemütlich; und warm und trocken. Der DLRG muss (und wurde auch) ein Dank ausgesprochen werden, da diese auch für die Sicherheit und „Rettung“ während der Schwimmen verantwortlich war. Ohne diese, wäre die Veranstaltung gar nicht zustande gekommen. Applaus!
Jeder Anwesende gab sich seiner Tätigkeit hin und einige hielten Smalltalk. Eine der Teilnehmerinnen hatte ihr Strickzeug dabei und bastelte ihre Maschen zusammen. Es war ja auch schließlich der 2-te Advent.
Sandra und mir fiel auf, dass es mehr weibliche Teilnehmer als männliche gab. Die Siegerehrung der Damen dauerte länger als die der Herren. Wer ist nun das starke Geschlecht?
Der erste Wettkampf waren die 200 m Freistil. Ich war im Lauf 3 dran. Gegen Stefan Runge. Klar hatte ich geliebäugelt an ihm dran zu bleiben, doch nach 100 m begrub ich den Plan. Das Element „Kaltes Wasser“ forderte von mir alles, und Stefan ist schon ein paar Jahre im Geschäft. Ich schlug 2 sec. nach ihm an.
Er und ich warteten stehend im Wasser auf die restlichen Teilnehmer des Laufs. Es waren noch zwei weitere Recken, da immer viererweise gestartet wurde, und der 50-m-Kurs im offenen Gewässer um eine 50-m-Leine führte. Quasi Open-Water-Swim im Winter.
Jeder klatschte jeden ab, und alle waren stolz aufeinander. Das findet man auch in keinem anderen Schwimmsport. Beim Rausgehen bereiteten sich die Teilnehmer des letzten und vierten Laufs vor, und bekamen entsprechend einen „dummen Spruch“ zur Motivation an den Kopf geknallt. Da diese die „Besten des Tages“ waren (u.a. die beiden jungen Holländer, die alles abräumten), konnten diese entsprechend kontern. Das Alles hatte noch einen besonderen Charme, weil die örtlichen Pressevertreter ankamen und diese dann erkannten wo sie gelandet waren, lol.
Die Veranstalter hatten zur Regeneration alles aufgefahren was möglich war. Ein Whirlpool und eine fahrbare Holzfasssauna konnten zum Aufwärmen genutzt werden. Getränke, warm und kalt, und Kuchen usw. dienten für das leibliche Wohl.
Ich konnte schwer sagen wer diese Aufwärmmöglichkeiten mehr nutze, die Damen oder die Herren?! Ich bevorzuge das „Aufwärmen von Innen“ und verschwand dann lieber mit meinen Klamotten im DLRG-Gebäude.
Conny meinte allerdings, dass es am Samstag so fiese nasskalt war und sie so sehr zitterte, dass sie befürchtete, die Fasssauna würde aus der Verankerung reißen und in den See kullern……..
Der Regen wich teilweise der Sonne und am Sonntag hatte der See lediglich eine Wassertemperatur von 5,6°C, sodass ein Winterschwimmen stattfand, und die Ergebnisse für die IISA irrelevant sind. War aber auch egal.
Peter Wichert muss noch erwähnt werden! Er war der Sprecher vor Ort und moderierte den Ablauf und die Rennen. Aufgrund seiner brandenburgisch/berliner Schnute hatte das alles einen sympathischen und angenehmen Anstrich, und er besticht immer wieder durch sein Fach- und Personenwissen und durch seine Fähigkeit sich in ein Rennen „reinzulesen“.
Ich habe Peter seit den DSV-Freiwassermeisterschaften in Hamburg 2012 und mehrfach bei weiteren Freiwassermeisterschaften danach immer wieder erlebt und freue mich wenn er da ist und „sabbelt“. Das Ganze wirkt dann äußerst professionell.
Die abschließenden 500 m Freistil schwamm ich glücklicherweise nicht gegen Stefan, da dieser sich im letzten Lauf mit den beiden jungen Holländern befassen konnte.
Ich schwamm nach meinem Gefühl und meinen Rhythmus und zog das ruhig durch. Am Ende wurde ich hinter Stefan (wieder) 2-ter in der AK, und war froh und stolz das gepackt zu haben.
Als ich nachmittags nach Hause fuhr, hatte ich das Gefühl was Gutes getan zu haben. Ich war stolz und happy. Der ganze Wettkampf und die ganze Veranstaltung haben mich schwer beeindruckt. Ich bin froh viele tolle Leute getroffen, kennengelernt und mit denen gesprochen zu haben. Ich bin sicher, dass ich noch öfters „so etwas“ machen werde.
Kurioserweise habe ich kein Stückchen gefroren oder gezittert. Kann sein, dass die WT zu niedrig war, kann auch sein, dass ich vor lauter Begeisterung vergessen hatte zu zittern.
Sandra wird ein Eisschwimmen bzw. eine Teilnahme im nächsten Jahr immer noch nicht favorisieren. Sie war völlig baff und schüttelte ständig den Kopf.
„Alles Verrückte!“, sagte sie ständig. Doch sie wird mich weiterhin begleiten und/oder unterstützen.
„Wer will schon normale Leute um sich haben!?“, sagte sie beim Abschied, als ich sie zuhause absetzte.
Liebe Sandra, ich danke Dir. Du hilfst mir und allen Eisschwimmerinnen und Eisschwimmern!!!!
Mein Name ist Ulli Stägemann, ich bin Ultraschwimmer.
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