Und plötzlich ist es überall …….
- thorsten-ullrich
- 29. Okt. 2018
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Okt. 2018
Kennt ihr das auch? Wenn man ein neues Fahrrad einer bestimmten Marke gekauft hat, sieht man nur noch diese Fahrräder dieser bestimmten Marke. Fährt man ein rotes Auto, achtet man nur noch auf rote Autos. Ist man grade verliebt (oder auch länger verliebt- wie ich in meine Frau), sieht man nur noch Verliebte und schöne Menschen, die liebevoll sind.
So ähnlich geht es mir grade bei meinem geplanten Projekt. Wie kürzlich beschrieben, habe ich ein karitatives und sportliches Projekt ins Leben gerufen, dass ich in den nächsten vier Jahren durchführen möchte.
Meiner Meinung nach achtet man auf die gleichen Dinge oder auf vermeintlich Gleichgesinnte, weil unwillkürlich verglichen wird, und man, zumindest ich, sich einiges abschauen möchte. Wie zufrieden ist er/sie mit dem Fahrrad, das ich auch habe? Welche Erfahrungen hat er/sie mit dem roten Auto gemacht? Welche Reifen oder Felgen hat er/sie angeschraubt? Wie gehen Paare mit einander um und wie verhalten sie sich in der Öffentlichkeit?
Ich stelle Fragen, ich recherchiere, ich schaue mir vieles im „Internet“ an, und ich telefoniere mit Menschen, die so etwas wie ich es plane, schon gemacht haben. Es geht hier nicht um Konkurrenz oder Selbsterhöhung. Es geht um das Sammeln von Erfahrungen, von Weisheiten und Tipps, die ich in meine Planungen einfließen lasse. Getreu nach dem Motto des Werbeslogans der Gelben Seiten: „Hätte er mal jemanden gefragt, der sich damit auskennt!“
Als meine Planungen langsam Gestalt annahmen, erinnerte ich mich an Wolfgang Kulow, und nahm Kontakt mit ihm auf. Wolfgang ist Extremsportler und schon einige Jahrzehnte an den unwirtlichsten Orten auf dieser Welt unterwegs gewesen. Er hat vor Jahrzehnten seine Passion zum Beruf gemacht, und lebt von seinem „Job“ (oder Bestimmung?). Wenn einer weiß wie es geht, und worauf man bei der Organisation und der Durchführung eines Events achten muss, dann ist es Wolfgang Kulow.
Er zeigte und erklärte mir nun sein aktuelles Projekt, dass vorgestern (Stand 29.10.2018) erfolgreich beendet wurde. Für die Menschenrechtsorganisation TARGET, die von dem One-and-Only Rüdiger Nehberg gegründet wurde, durchquerte er mit zwei Mitstreitern die Salzwüste Salar de Uyuni in Bolivien. Seine Wanderbegleiter (oh Verzeihung: Begleiterin) waren die Redakteurin Irene Burow aus Lübeck und ein weiterer Extremsportler aus Wiesbaden: Jörn Theissig. Alle drei waren einen Tag früher als geplant mit der Durchquerung fertig, und konnten für den entsprechenden Spendenaufruf ein beträchtliches Sümmchen zusammen sammeln. Dieses Geld wird von TARGET verwendet, um ein Krankenwagen für eine Geburtsklinik in Äthiopien zu kaufen. Rüdiger Nehberg setzt sich dafür ein, dass die unmenschlichen Rituale gegen die Frauen der dortigen Bevölkerung endlich eingestellt werden: Die Verstümmelung der weiblichen Genitalien, die bei einer Geburt eines Kindes mehrheitlich den Tod von Mutter und Kind bedeuten. Neben der Tatsache, dass diese Rituale ekelerregend, asozial und ….. ich habe-keine-Worte-dafür sind. Daher stammt auch der Name des Projekts: Übers Salz für Mädchenrechte.
Bei der Einrichtung meiner „Internetpräsenz“, hier Facebook, surfte ich über einen bestimmten Herren und seinen Buddy: Christof Wandratsch und sein Kumpel Oliver Halder. Wandi ist DER Open-Water-Swimmer überhaupt und der Mann der ersten Stunde. Wenn einer Schuld daran ist, dass ich Freiwasserschwimmer geworden bin, dann ist es Wandi. 1995 las ich einen Artikel über den Europa- und Weltmeister im 25-km-Schwimmen Christof Wandratsch und dachte mir: Wie geil ist der denn? Knapp ein Jahr später stand ich neben Wandi und einigen Wenigen der damaligen Langstrecken-Eliteschwimmer– und -schwimmerinnen an der Startlinie. Es ging über 25 km. Im Wacker-See in Burghausen. 20 Runden a‘ 1250 m. Wandi hatte mich sechsmal überrundet, und war 1 ¾ h früher fertig als ich. Ich wurde Gesamt-23-ter, von 24 Startern und Starterinnen. Zu der Zeit war ich der einzige Amateur. Was mich am meisten an Wandi gewundert und mächtig erfreut hatte, war neben der Tatsache, dass er am nächsten Tag noch die 5 km schwamm und Gesamtsieger wurde, seine Freundlichkeit, und dass er bis zum letzten Teilnehmer des 25 km-Rennens wartete, um jedem im Ziel die Hand zu geben.
Seinen Buddy Oliver kenne ich (noch) nicht persönlich. Er ist der Manager und der Reißer im Hintergrund, und organisiert und moderiert Veranstaltungen, und hat die administrativen Fäden der süddeutschen Freiwasserschwimmszene in der Hand. Die Längsdurchquerung des Bodensees, bei der Wandi die Bestzeit vorlegte, und die Veranstaltung: German Open Eiswasserschwimmen, immer am ersten Januarwochenende in Veitsbronn bei Nürnberg, wurden maßgeblich von Oliver Halder organisiert.
Kurzum, über die Beiden stieß ich auf eine Frau, die mich sprachlos zurückließ, und die ich sowas von bewundere! Ihr Name ist Steffi Saul aus Waiblingen, die laufende Feuerwehrfrau. Die zweifache Mutter rennt Distanzen, die ich in meinen besten Triathlonzeiten auch nie geschafft hätte; und das in kompletter Feuerwehrmontur inklusive Helm und Atemgerät. In diesem Outfit rannte sie vor einigen Jahren um den Bodensee und hält den Guinnessrekord für die längste Strecke die jemals von einem Menschen in dieser Montur gelaufen wurde. Am Sonntag den 28.10.2018 ist sie zu einem Lauf aufgebrochen, der sie durch fast ganz Baden Württemberg führt. Sie will in knapp einer Woche 300 km laufen – in kompletter Feuerwehrmontur. Sprachlosigkeit!!
Auch sie läuft für einen guten Zweck. Ihr Motto lautet: Wir besiegen den Blutkrebs. Sie will durch diese Aktion Spenden für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sammeln. Sie und ihr Team haben sich ein hohes Ziel gesteckt, und streben ein fünfstelliges Spendenvolumen an. Aufgrund ihrer örtlichen Bekanntheit und durch ihre mediale Präsenz, konnte sie auch ein paar dauerhafte Sponsoren hinter sich sammeln. Das beeindruckt mich noch mehr. Als ich einige Berichte und Reportagen von und über sie sah, dachte ich mir: Das Mädel, bzw. de Deern, die macht das. Die sabbelt nicht lange, die zieht das durch was sie sich vornimmt. Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken!! Das gefällt mir, und spiegelt sich auch in ihrer sportlichen Vita wieder, die bei Steffi sehr spät begann. Sie sagte einmal von sich selbst, dass sie früher als junge Frau nur auf dem Sofa rumhing. Sorry, noch jüngere Frau, denn sie ist ja erst Mitte 30, sorry!
Die letzte für mich beeindruckende Aktion, die mich zu meiner Projektplanung maßgeblich inspirierte, ist Ben Lecomte: The Swim. Er stammt aus Frankreich und hat ein internationales Team um sich geschart. Hier brauchte Ben keinen Spendenaufruf zu machen, denn er hat sein Projekt in Cooperation mit 25 Unternehmen realisiert, die hauptsächlich einen wissenschaftlichen Nutzen daraus ziehen werden. Unter anderen beteiligt sich die NASA mit einem wissenschaftlichen Team an The Swim, um die Auswirkungen der Schwerlosigkeit auf den menschenlichen Organismus über einen langen Zeitraum zu untersuchen. Ben Lecomte ist vor mehr als drei Monaten von Japan aus gestartet, um den Pazifik in Richtung Amerika zu durchschwimmen. Er weist auf die Plastikvermüllung der Weltmeere hin, und wird so viel Plastikmüll aus dem Pazifik einsammeln, wie es geht. Einige Zwischenberichte seiner Crew zeigen aber auf, wie desaströs die Vermüllung ist, und wie die Flora und Fauna schon geschädigt wurde. Zeitweise müssen weitere Schiffe angefordert werden, da die Müllmengen so groß sind, dass die beiden Begleitschiffe, die bei Ben sind, diese nicht aufnehmen können; und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Weltmeeren.
Was bedeutet das nun alles für mich? Warum vergleiche ich mich mit diesen Projekten bzw. mit diesen bewundernswerten Menschen? Was ist der Unterschied zu mir? Wie kann ich diese Projekte für mein Projekt verwerten?
Diejenigen, die so etwas gemacht haben, oder so wie ich, so etwas machen wollen, haben verstanden, dass die Durchführung des Projekts der kleinste Teil des Ganzen ist. Alle fingen mit einer Idee an, und kamen dorthin wo sie heute stehen. Im Gegensatz zu den o.g. Helden habe ich in diesem Bereich keine Vergangenheit. Keine Vita. Klar, ich war 15 Jahre lang im internationalen Triathlonzirkus zuhause, jedoch machte ich dieses nur zu meinem privaten Vergnügen, und wollte Wettkämpfe bestreiten, gewinnen und Rekorde holen. Das ganze Drumherum finanzierte ich aus eigener Tasche. Die Startgelder, das Equipment, die Trainingslager, die Reisen, die Unterkünfte und die Ernährung zahlte ich fleißig aus meinem eigenen Säckel. So wie die meisten meiner damaligen Mitstreiter. Auf Amateurebene gab es vielleicht 2 von 10-nen, die einen Gönner hatten. Diese Gönner spendierten jedoch eventuell ab und zu Ersatzteile für das Rennrad, einen Zuschuss für das Flugticket oder für das Hotel oder verschenkten mal einen Satz Trikots oder Laufschuhe. Im Grunde erregte mein sportlicher Erfolg bei der Gesamtbevölkerung wenig Interesse, ganz zu schweigen bei den gewinnorientierten Unternehmen. Die Frage die sich jeder Unternehmer, Spender oder Gönner stellt ist: Was habe ich davon? Außer eventuell ein gutes Gewissen zu haben, oder die Freude und das Vergnügen zu genießen jemanden zu helfen? Genau. Das Eine. Das was die Welt am Laufen hält. Der Schmierstoff unseres Systems. Ihr wisst schon!?
Alle o.g. Heldinnen und Helden hatten was vorzuweisen, was diejenigen, die spendeten, interessierte. Im Grunde Erfolge aus vergangenen Projekten und Unternehmungen. Alle haben sich ein Interessierten-Netzwerk aufgebaut, und zur rechten Zeit den richtigen Menschen kennengelernt, der sie unterstützt. Alle haben es geschafft die Personenkreise zu gewinnen, die das interessiert, und wo diese einen Nutzen aus den Projekten ziehen können. Alle oben genannten sind zumindest regional bekannt und werden als Marke wahrgenommen. Dann ist der Name schon ein Türöffner und der Rest ist einfach.
Ich habe begriffen, dass ich dort hin muss.
Ich bin der Meinung, dass nach dem ersten Projekt im Jahr 2019 mein Verein, meine weiteren Projekte, meine Absichten und ich wahrgenommen werden. Ich bin davon überzeugt, dass sich mein bisheriges Werben auszahlt, da ich die ersten Plattformen eingerichtet habe. Ob die Verteilung in den sozialen Netzwerken Sinn macht, werde ich sehen. Hier erkenne ich den Überfluss an Daten und sonstigen Datenschrott, die ein Individuum wieder verschwinden lassen, und die Konsumenten ermüdet. Jedoch ist es wichtig Kontaktmöglichkeiten zu schaffen. Im Moment entspricht meine Präsenz dem Gießkannenprinzip. Durch solch einen Treffer bin ich auf einen Speaker und Transformationscoach gestoßen, der mir ein paar Tipps gegeben hat. Um im www wahrgenommen zu werden, muss in der heutigen Zeit alles Mediale an entsprechende Profis übergeben
werden.
Doch nun stellen sich mir neue Fragen: Wie weit gehe ich in diese Werbepräsenz rein? Um zu verdienen muss man investieren. Plötzlich wird man Unternehmer, das bedeutet: Werde ich Geld reinstecken müssen, welches mir für solche Dinge nicht zur Verfügung steht? Wieviel Zeit stecke ich dort hinein? Wie händel ich das mit Beruf, Familie und den anderen Hobbies? Oder übertrage ich das auf andere? Die machen das aber auch nicht umsonst. Laut meiner Vereinssatzung darf ich nicht Gewinn orientierend wirtschaften. Somit brauche ich Buchhalter, Rechtsanwälte, PR-Leute und und und.
Ich denke, der Weg ist das Ziel. Mein Open-Water-Swim ist ein Hobby. Meine geplanten Projekte kann ich ohne großen finanziellen Aufwand und ohne große Manpower wuppen. Wenn der Schneeball immer größer wird, soll mir das recht sein, und erst dann werde ich angemessen reagieren. Bleibt der Schneeball klein kann ich nichts verlieren. Getreu dem Motto der Milliardäre: Das Schwierigste ist die erste Million. Der Rest geht dann von alleine.
Mein Name ist Ulli Stägemann und ich bin Ultraschwimmer.
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