Vorbereitung auf die 1-ste Etappe der BALTIC 4OUR
- thorsten-ullrich
- 29. Apr. 2019
- 4 Min. Lesezeit
In ein wenig mehr als zwei Monaten werden mein Team und ich die 1-ste Etappe der (von mir getauften) BALTIC 4OUR in Angriff nehmen.
Das bedeutet, dass in der ersten Sommerferienwoche die Strecke von Ratzeburg (Anleger neben der Badestelle) bis nach Travemünde (Mole an der äußeren Travemünde-Mündung) geschwommen wird.
Ich werde als Einzelstarter in Begleitung eines Teams via Booten diese erste Etappe um ca. 03:00 h nachts beginnen, da ich mit einer Schwimmzeit von ca. 15-17 h rechne; d.h. am späten Nachmittag bzw. frühen Abend werde ich hoffentlich an der Mole landen. Die grob überschlagene Schwimmdistanz beträgt ca. 40 km.
Booten?? Der erste Abschnitt über den „Ratzeburger See“ und die „Wakenitz“ bis an den „Falkendamm“ wird in Begleitung eines „Kanadiers“ erfolgen, da in diesen Bereichen Motorboote grundsätzlich verboten sind.
Der „Falkendamm“ bildet eine natürliche Barriere (naja, wurde in den 1910-ern gebaut) und muss „per pedes“ überquert werden. Im „Klughafen“ erwartet uns ein Motorboot, das uns den Rest der Strecke begleiten wird.
Hier beginnt (für mich) die Trave, die zur Ostsee hin immer breiter und tiefgängiger, und ab ca. dem Überseehafen „Schlutup“ auch von großen „Pötten“ befahren wird – klar, der „Skandinavienkai“ mit den großen Fähren folgt ein Stück weiter flussaufwärts.
Die Begleitpersonen im „Kanadier“ sind: Meine Freundin Sandra und mein alter Kumpel Sven. Der Skipper des Motorboots ist mein anderer Kumpel Sven, und damit keine weiteren Verwirrungen entstehen, nennen wir den einen Sven: Reiming (Spitzname aus dem Nachnamen abgeleitet), und den anderen Sven: Skipper. Vielleicht wird dem Skipper noch ein weiterer Kollege folgen, sicher ist dieses aber noch nicht.
Die Organisation und vor allem die Genehmigungen der entsprechenden Behörden holte/machte ich im letzten Herbst/Winter klar. Die Wasserschutzpolizei, die Hafenbehörden oder der Küstenschutz usw. werden grüßend an mir vorbei fahren – hoffe ich, wenn die Akten noch vorhanden sind!?
Alle vier Etappen, d.h. diese, und die, die noch bis 2022 folgen werden, sollen Spenden und Aufmerksamkeit generieren.
Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, der für die „Schleswig-Holsteinische Krebshilfe“ Spenden sammeln möchte, ging ich an verschiedene Firmen und Unternehmen heran und stellte dieses Projekt vor.
Des Weiteren informierte ich die örtliche Presse inkl. eines Fernsehsenders und verschiedene Vereine über unser Vorhaben der nächsten vier Jahre.
Ungefähr 280 Schreiben schickte ich ab (zum Glück nur via pdf und ppp – somit reduzierten sich meine Auslagen), und als Ergebnis erhielt ich ca. 56 Dankschreiben und viel Zuspruch und liebe Ermunterungen (ebenfalls via pdf oder Email) und ein merkwürdiges Telefonat mit einer örtlichen Presseredakteurin, die mir Fragen stellte sodass ich annahm, dass die Praktikantin den Job machen musste.
Spenden oder ein Sponsoring (in welcher Form auch immer) kamen nicht zustande.
Mit anderen Wort: Das ging in die Badehose!
Letztendlich mache ich das nur für die Moral.
Für Erwin, für Ralph, meine Schwester, diverse andere Familienmitglieder und Nachbarn, die entweder den Kampf gegen den Krebs verloren haben, oder zur Zeit noch mit dem Schweinehund kämpfen – auch wenn einzelne Therapien abgeschlossen sind, ist der Hund noch da und lauert!!
Die „Schleswig-Holsteinische Krebsgesellschaft“ unterstützt die Betroffenen und die Familienmitglieder, und das nicht nur materiell!!?
Daher mache ich auf den gesamten Komplex: „Krebskrankheit“ aufmerksam, und hoffe auf Unterstützung!!!
Wie bereite ich mich nun vor?
Aus den Zeiten der Vorbereitung für die „Beltquerung 2017“ habe ich einige Erfahrungen gesammelt, und führe die Vorbereitung so ähnlich wie damals aus. Da ich seinerzeit merkte, dass sowohl die Schultern und der Rumpf nach einiger Zeit ermüdeten und ich immer das Gefühl hatte „in der Mitte auseinander zu brechen“, führte ich im letzten Sommer ein etwas härteres Krafttraining ein.
Ich arbeite viel mit Kettlebells und Elementen aus dem Crossfit, und vom Boxen-auf-den-Sandsack verspreche ich mir die Härte, die ab ca. Schwimmkilometer 23 nötig haben werde.
Die Schwimmkilometer werden von Woche zu Woche mehr, und die Trainingszeiten konzentrieren sich logischerweise auf die Wochenenden, da ich in der Werktagswoche keine große Zeitumfänge und Schwimmpensum wahrnehmen kann.
Ich bin verheiratet und habe eine Tochter, und meine beiden Frauen sind mit dieser zeitraubenden Vorbereitung nicht glücklich! Ganz klar!!
Je näher ich dem D-Day komme, desto mehr werden die Schwimmkilometer, und je weniger wird das Krafttraining. Das Ziel ist bis ca. drei Wochen vor der 1-sten Etappe knapp 40-50 Schwimmkilometer/Woche geschafft zu haben. Zurzeit sind es ca. 25-30 km/Woche; aber 5 h Krafttraining/Woche. Da ist noch Luft nach oben………
Aufgrund der vergangenen Eiswasserschwimmsaison bin ich mindestens einmal die Woche im „Offenen Gewässer“ – natürlich ohne Neo!!! Hier wird die Schwimmdistanz pro Einheit auch immer mehr, je mehr das Wasser erwärmt.
Erfahrungsgemäß kann ich ab ca. Anfang Mai nur noch „draußen“ trainieren. Ich habe da einen kleinen See, der immer ein Stück wärmer als alle Gewässer im Umkreis ist.
Bei dem geringen Durchmesser des Sees kann ich super Intervalle schwimmen (mit entsprechenden Verpflegungspausen am Ufer – wo sollen denn all die Flaschen, Bananen, Powerriegel und der Babygriesbrei-in-möglichst-flüssiger-Form hin, ohne Bootbegleitung?).
Aufgrund der Tatsache, dass ich in dem See seit mehr als 25 Jahren schwimme, kann ich gute Zeitvergleiche, Streckenabgleichungen machen und die „Wohlfühlphasen“ und die „Kotzgrenzen“ gegeneinander ausloten; ohne einen Schwimmcomputer am Handgelenk!!!
Ab einer gewissen Zeit bzw. ab gewissen Kilometern läuft alles nur noch im Kopf. Was soll der Körper denn machen, wenn der Schnitt, den die Uhr vorgibt, nicht gehalten werden kann? Da setze ich mich gar nicht erst unter Druck und lass die Computeruhr zuhause.
Ab ca. Juni tausche ich den See mit der „Wakenitz“ oder der „Ostsee“ (verschiedene Stellen) und baller Strecke am Stück. Hier begleitet mich entweder Sandra oder Reiming; entweder mit einem Kajak oder mit dem Rad am Ufer. Hängt vom Wetter ab.
Ich weiß noch wie meine Bootsbegleitung bei einem 5-h-Swim bei Dauerregen vor zwei Jahren geflucht hatte!!
Vom Plan her habe ich alles im Griff und der Tag der 1-sten Etappe kann kommen. Ich kann mich nur selber stoppen.
Auf mein Team kann ich mich verlassen, und eventuelle Störungen oder Organisationsdefizite lasse ich in meinem Kopf nicht zu.
Dazu habe ich mir zu viele Gedanken gemacht und meine Motivation ist nicht zu brechen.
Außerdem habe ich ja noch ein Team, das mir den „Ramsch“ fernhält.
In diesem Sinne: Noch ein gutes Training, immer motiviert bleiben und wir werden weiter berichten.
Mein Name ist Ulli Stägemann, ich bin Ultraschwimmer
Bilder: Alle selbst
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