top of page
Suche

Was ist los im lokalen Schwimmsport?

  • thorsten-ullrich
  • 14. Nov. 2018
  • 4 Min. Lesezeit





Am letzten Wochenende nahm ich als Aktiver bei den lokalen Stadtmeisterschaften im Schwimmen teil. Ich war zwar mit Anstand der älteste Teilnehmer, starte jedoch über fast alle Wettkämpfe. Diese Wettkämpfe sind die üblichen 50 m, 100 m, 200 m und 400 m Schwimmstrecken der offiziellen Schwimmstile, und werden in mehrere Läufe und nach Geschlecht aufgeteilt.


Um in den jeweiligen Läufen mein eigenes Tempo zu schwimmen, und mich nicht von den gleich schnellen Kontrahenten anstecken zu lassen, machte ich es mir seit einigen Jahren zur Angewohnheit keine Meldezeiten anzugeben, um gleich im ersten Lauf des jeweiligen Wettkampfs starten zu können.

So kam es, dass ich mit den vermeintlich Langsamsten startete, die ca. 8-9 Jahre alt waren.

Die Älteren und Besseren starteten in den Läufen nach meinem. Bei den 400 m und 200 m Distanzen waren weniger Läufe angesetzt, als bei den 50 m und 100 m Distanzen.


Hier ist der erste Unterschied zu meiner Jugendschwimmzeit bzw. zu meiner semiprofessionellen Aktivenzeit offensichtlich. Bei den gleichen Stadtmeisterschaften vor über 20 – 30 Jahren wurden wesentlich mehr Wettlampfläufe über alle Distanzen ausgetragen, weil wesentlich mehr Aktive teilnahmen. Dieser Unterschied besteht bei beiden Geschlechtern.


Für mich war offensichtlich, dass die komplette Riege der 14 – 18-jährigen Mädchen und Jungen nicht präsent war. Einige Wenige, die ich noch aus meiner Zeit als Jugendbetreuer von vor 4 Jahren her kannte, schwammen noch. Allerdings hörte das Gros der Jugendlichen in den letzten Jahren mit dem Schwimmsport auf.

Einige Ältere die die 20 Jahre überschritten hatten, schwammen immer noch, oder wieder.


Erfreulich war, dass ganz alte Säcke (so wie ich einer bin), bei den Freistilstrecken über die 50 m- und 100 m-Strecken locker mit den Youngstern mithalten konnten. Es war mehr Gammelfleisch vorhanden, als die Jahre zuvor. Will sagen, die Alten kommen alle wieder zurück zum Schwimmsport.


Diese Entwicklung beobachtete ich auch bei einer Kreismeisterschaft des Nachbarkreisschwimmverbandes vor zwei Monaten (durch interne Regelungen ist mein Schwimmverein berechtigt an beiden Kreisschwimmveranstaltungen teilzunehmen).

Auf Landesebene sieht es ähnlich aus. Präsent sind die 8 – 14- Jährigen, und ab diesem Alter wird es weniger. Junge erwachsene Frauen und Männer sind gleichermaßen unterpräsentiert.




War das zu meiner Zeit auch so? Ja.

Ich hörte mit 17 Jahren auf. Kein Bock mehr, kein Interesse mehr, Berufsbeginn und vorheriger Schulabschluss waren die Hauptgründe.

Allerdings bekam ich nach all den ersten Prüfungen des Lebens mit 23 – 24 Jahren wieder Lust auf schwimmen, und wollte meinem erschlafften Körper wieder ein wenig Sport verpassen. Diese Lust blieb bis zum heutigen Tage.


Der Unterschied ist nur, dass es zu meiner Zeit viel mehr Mädchen/junge Frauen und Jungen/junge Männer (auch im etwas höheren Alter) gab. Einige versuchten während der Ausbildungszeiten und den ersten Berufserfahrungen am Ball blieben. Jedoch war spätestens mit Gründung einer Familie Schluss.

Aus der damals größeren Masse der schwimmenden Jugendlichen blieben logischerweise am Ende mehr ältere und erwachsene Schwimmer übrig. Heute ist es so, dass in der breiten Masse nicht so viele junge Schwimmer vorhanden sind, um dann bis ins Erwachsenenalter weiter schwimmen zu können.






Meine Generation war die erste Generation die den Schwimmboom verursachte, der durch den Bau von kommunalen Schwimmbädern entstand. Die meisten Bäder wurden in den 1970-ern erbaut. Quasi jedes sportinteressierte Kind war in der Schwimmhalle. Ich hatte einen Großteil der Ferientage im örtlichen Schwimmbad verbracht (damals gab es eine Jahreskarte für 120,- DM/Jahr und galt zeitlich unbegrenzt für den Bade-Tag).

Durch den Sog von Olympia in München 1972 wollten alle so schwimmen wie Marc Spitz. Deshalb war ich dann im Schwimmverein. Wie meine Klassen- und Schulkameraden auch. Viele Jungen und Mädchen waren in Schwimmvereinen. Am meisten machten die Trainingslager in den Sportstützpunkten Spaß. Da traf man auch mal jemanden von woanders. Die traf man bei Wettkämpfen wieder, und überall hatte man Freunde. Es war wie im Pfadfinderlager.


Und heute?

Ich denke, dass das Freizeitangebot weitreichender und verlockender ist, als es zu meiner Zeit war. Seit die Kids vor dem Computer die Zeit verbringen, kann man schon froh sein, wenn sie überhaupt Sport treiben. Dann sind allerdings Fußball, Trendsportarten, Fitness, Yoga oder Bodybuilding (um was darzustellen) attraktiver.


Ein nächster Punkt sind die Trainer.

Ich beobachte, dass heutzutage viele Trainer, auch wenn sie pädagogische Kurse und zig Trainerscheine haben, eigentlich keine Trainer sind. Ein Trainer muss sich auch mit den Kindern/Sportlern befassen und einen gewissen Grad an Menschenführungskompetenz haben. Bei vielen Kindern muss ich psychologisch und motivierend arbeiten. Das können heutzutage die Wenigsten.

Ich kenne nicht wenige Fälle wo talentierte Kinder mit 12-13 aufhörten, weil der Trainer keinen Zugang mehr zu den Kids hatte. Diese Probleme gab es zu meiner Zeit auch, allerdings machte der gemeinsame Nenner: Schwimmen, alles wett.

Meine damaligen Trainer wussten selber dass sie Autodidakten waren, und kamen nicht so selbstherrlich rüber, wie einige heutige Betreuer.


Erfreulich ist, dass die Alten im Schwimmsport wieder mehr werden. Bei dem Seniorensport haben alle Vereine wieder Zulauf. Heute werden diese Altersgruppenteilnehmer Masters genannt.


In den Altersklassen ab AK 35 werden die Wettkampfteilnehmerzahlen von Jahr zu Jahr mehr. Alle kommen wieder, back to the roots; wenn z. B. die Kinder aus dem Haus sind, und man sich seiner eigenen Befindlichkeit entsinnt.


Ab der AK 50 geht es richtig ab. Liegt das daran, dass hier wieder die geburtenstärksten Jahrgänge vorhanden sind? Auch wenn ein Schwimmbad nach dem anderen schließt?


Mein Name ist Ulli Stägemann, ich bin Ultraschwimmer.

 
 
 

Comentários


Post: Blog2_Post
  • Facebook
  • Twitter
  • LinkedIn

©2018 by FamilyGuys vs. Cancer e.V.. Proudly created with Wix.com

bottom of page